Sprüche

 

 

Ein Spruch meiner Großmutter: Ein Besuch ist schön, wenn er kommt und wenn er geht, und gehen sollte man, wenn er am schönsten ist.

 

Ein Spruch meiner Mutter: Je mehr Sachen man hat, um so mehr muss man Staub wischen.

 

Der wirkliche Grusel ist der Alltag, aber er ist das Einzige, an dem man sich festhalten kann.

 

Die besten Gedanken sind die, welche man nicht haben will.

 

Man ist noch nicht verloren, so lange man über sich lachen kann.

 

Was die Lügner auszeichnet: Sie können sich nicht irren.

 

Die Lüge ist authentisch, die Wahrheit Ansichtssache.

 

Religionen sind austauschbare ideologische Schlapphüte, welche unerwünschte Erkenntnisse außer Sicht bringen.

 

Glaubensgemeinschaften sind Wiederkäuer.

 

Götter und Teufel kommen und gehen, es bleibt das Gemeindeleben.

 

Wo die Heiligkeit am größten, ist auch die Kriminalität nicht weit.

 

Teuflische Kreationen gehören zum Inventar aller göttlichen und weltlichen Heilslehren, welche niemals ohne Feindbilder auskommen können. 

 

Gott und Teufel haben den Vorzug, das einfachste Erklärungsmodell für alles zu sein, was einem begegnet oder zustößt.

 

Wenn die Götter nicht mehr zum Krieg aufrufen, werden sie zu Pflegefällen.

 

Alle Erlösungskulte eint der Glaube an Wunder. Je absurder diese sind, umso größer wird das Gemeinschafts-

gefühl, der Missionierungsdrang, die Selektion von Guten und Bösen, die starke Absonderung durch Auserwählt-heitsanspruch und eine suizidale Wehrhaftigkeit.

 

Wer nicht gekreuzigt werden will, sollte sich vor dem Hosianna hüten.

 

Freunde hört, ihr auserwählten

Helden aus dem Schattenreich:

Alle Männer werden Brüder,

wenn es was zu trinken gibt.

 

Unerwünschte Wahrheiten liegen in der Gosse. Man darf sich bloß nicht zu fein sein, sie aufzuheben.

 

Würden wir die Wahrheit lieben, müssten wir die Ent-täuschung begrüßen.

 

Verdrängung: Kopf in den Sand stecken, aber dann Luft holen müssen.

 

Das Messietum hat den Messianismus abgelöst.

 

Die Parolen der offenen Massen: „will auch haben“, „wir rein, andere raus“.

 

Das Biedermeier-Revival: die Eia-popeia-Kultur

 

Wenn in einem Macho-Fernsehkanal wie DMAX alle Flüche und Analwörter weggebleept, und dazu auch noch

die Mundpartien verpixelt werden, damit die Gehörlosen keinen Vorteil erhaschen, alles aus Gründen der

political correctness, darf man sich nicht wundern, wenn verbale Kraftausdrücke und anale Fantasien zu

Fanfaren des Protests werden.

 

Gut/böse: Man entdeckt, dass es auch die Schein-Guten gibt, aber dann sollte es auch die Schein-Bösen geben.

 

Nur mit einer Absurdität lässt sich die Welt ändern. Das „credo quia absurdum“ ist die Grundlage aller Zivilisation.

Sie schafft wie das Laster ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Tugend macht einsam.

 

Schändlichkeiten, welche man anderen unterstellt, heckt man meist selber aus: Die ganze Gedankenwelt kreist

darin, und kreißt dann auch neue Schändlichkeiten.

 

So lange noch jemand auf der Bühne seine Rolle spielen muss, sollte er nicht hinter den Kulissen herumschnüffeln.

 

Auch das Privatleben in der Familie ist eine Bühne. Hinter der Bühne gibt es die Kulisse, welche die Gedanken verbirgt.

 

Wer nach Schmutz sucht, kommt aus dem Finden kaum mehr heraus: das macht der Tunnelblick.

 

Das wichtigste Requisit einer Talkshow ist der Stuhl, keine Zivilisation ohne Verstuhlung und Stuhlgang.

Für die Sedierung (sedis lat. Stuhl) von Massen benötigt man Sitzgelegenheiten.

Davon kommt man nicht so leicht hoch. Manch einer klebt daran.

 

Verehrung ist die Triebkraft des Hasses.

 

Das Internet ist der digitale Einstieg ins neue Mittelalter.

 

Feinschmeckerei: ein schier unerschöpfliches Mittel, den Pegel der Unzufriedenheit zwischen Schwelgerei

und Meckerpöttigkeit konstant zu halten. Es ist der Königsweg zum Unglücklichsein.

 

Damit der Computer dem Menschen ebenbürtig werden kann, benötigt er eine Heuchelei-Software.

 

Die Selbstverheuchelung ist unser mentales Lebenselixier.

 

Jeder hat nur die Ansichten und Einsichten, die er sich leisten kann.

 

Ein Tritt in den Arsch ist der beste Beweis für die Wertschätzung desselben.

 

Musik: Der 3/4-Takt steht für das Dürfen, der 4/4-Takt für das Müssen. Letzterer ist das Prokrustesbett der Fantasie.

 

Es gibt nichts Schlimmeres, als von seinem Erfolg erschlagen zu werden.

 

Eine arbeitssüchtige Gesellschaft braucht Beschäftigungsprogramme gegen die Langeweile.

Die Zoowächter machen es vor.

 

Wenn jemand viel redet, sollte man sich fragen, worüber er schweigt.

 

Psychologie: fliegen in der Luft, waten im Morast, landen in der Ablage.

 

Lügen und Wahrheiten haben ihre Halbwertszeit, wonach sie verfallen. Nur der Schwindel währet ewiglich.

 

Jeder kämpft für seine Fetische.

 

Die Römer waren der Ansicht: Je mehr Götter wir haben, um so besser für uns.

Nur so konnten sie ihren Großmachtstatus über Jahrhunderte halten.

 

Das Dasein als Mauerblümchen hat auch seine Vorteile: Niemand fühlt sich bemüßigt, es herauszureißen.

 

Der Müßiggang vermeidet mancherlei, aber nicht alle Dummheiten.