Tomatenzucht auf Rollbrettern

 

 

Interessant für Leute, die draußen eine ebene Fläche und eine überglaste Unterstellmöglichkeit, erreichbar mit oder ohne Rampe besitzen. So ist eine Ernte bis Ende Oktober ohne Braunfäule und Spritzmittel möglich. Material für eine Zweierkombination für den Anfang:

2 Rollbretter,   2 Recyclingeimer 20 oder 30 l.,  2 L-Schienen,  8 Schrauben 4X20 mm,  2 Spiralstangen, 4 Kabelbinder,  2 Kabelhal-ter 2-teilig mit Schraube,  4 Seile 80-100 cm, 2 kurze Rohrstücke 15mm lang, 1 Rohr ca. 120 cm lang

Die Mitte der Rollbretter mit 8 mm anbohren. Die Mitte der Eimer mit 7 mm durchbohren, seitlich der Eimer ein Abflussloch ca.10mm bohren und jeweils ein kurzes Rohrstück mit 2-Komponentenkleber einpassen, sodass es 5mm den Boden unterragt. Sodann den Eimer aufsetzen mit dem Abfluss zwischen 2 Latten, und Spirale durchstecken. Den Bügel hochklappen und mit 2 Kabel-bindern an der Spirale befestigen. Die Spirale sollte jetzt senkrecht stehen. Dann 2 Seile am Eimerrand quer zum Bügel festbinden, diese ca. 60 cm oberhalb des Eimerrandes mit der Schraube an der Spirale befestigen, dann die Seile festzurren.

                                                         

Jetzt können die vorgezogenen Tomaten möglichst schräg am Rand der Ei- mer eingepflanzt werden (erhöht die Senkrechtstabilität) und die Seile nach- gespannt werden. Mit drehen der Klemme an der Spirale lässt sich diese senkrecht justieren.

    

Einen starken Seitentrieb ziehe ich irgendwie mit hoch, da sonst der Haupt- trieb 6 bis 7 Meter hoch wird.

Die Tomaten müssen bei Regenwetter erst untergestellt werden, wenn die ersten Früchte reifen. Wenn die Triebe das Ende der Spiralen erreichen und kopflastig werden, ist die Gefahr, dass die Konstruktionen bei Böen umkip- pen. Dann müssen sie windgeschützt stehen.

Die 20 l - Eimer sind etwas knapp bemessen und mussten bei der Sommer- hitze von bis zu 40° täglich 2 x gegossen werden. Bei größeren Eimern muss auf die Größe der Rollbretter geachtet werden.

Nach der Ernte (bis Anfang November) lässt sich die Konstruktion mit weni-gen Handgriffen abbauen und platzsparend stapeln. Ich habe noch Mitte Dezember nachgereifte Tomaten.

 

 

 

 

Hier sind einzelne Rollbrettstöcke zu sehen; allerdings ist es mühselig, sie bei windigem Wetter einzeln unterzustellen. Ihre

Kippsicherheit lässt sich etwas erhöhen, wenn man die Eimer an den Rollbrettern abspannt.

 

Erfahrungen im 2. Jahr: Da habe ich die Zweierkombinationen zur Erleichterung des Transports und Erhöhung der Stand-

festigkeit geschaffen. Dazu habe ich zwei Rollbretter mit L-Schienen verbunden und auf die Spiralen angebohrte Rohre 

gesteckt. Diese Konstruktion ist immer noch anfällig für überraschende Windböen.

 

                                   

                                     Das Ergebnis war hervorragend: Eine reiche Ernte ohne Braunfäule bis in den Oktober.

 

Im 3. Jahr ist dann meine Zucht an Schädlingen zugrunde gegangen. Nachdem zweimal hintereinander meine selbst vorgezogenen Tomatenpflanzen witterungsbedingt sich wieder verabschiedet hatten, habe ich in einer nahe gelegenen Gärtnerei Ersatz zusammen mit dortiger Erde gekauft. Die Pflanzen entwickelten sich zunächst üppig, aber dann stellte sich Krüppelwuchs ein, mir unerklärlich. Noch bevor Tomaten heranreifen konnten, brachte ich die Pflanzen zum Häckselplatz, die Erde verteilte ich anderswo. Erst danach ging ich zur Gärtnerei wegen Reklamation. Dort informierte mich der Obergärtner, dass die Ursache ein Befall von winzigen roten Spinnen sei, welche man nicht sehen, aber mit einem Insektizid  beseitigen könne. Der Rat kam zu spät. Hier zeigte sich wieder, wie die Massenkultur die Verseuchung fördert.

 

 

 

Im vierten Jahr zeigte sich dann die Schwäche meiner Rollbrettkonstruktion. Im Stadium der Reife, wenn die Tomaten stark kopf-lastig werden, kippten plötzliche unerwartete Böen die Eimer von den Rollbrettern. Der Schaden war nicht allzu groß, etliche grüne Tomaten wurden abgeworfen, aber die Pflanzen blieben intakt. Ich stabilisierte mit Zugseilen die Spiralen an den Rollbrettern, was einigermaßen half. Im diesem Jahr werde ich das zur Vorsicht rechtzeitig tun und eine Viererkonstruktion einrichten. Die kann ich dann mit zwei Zugseilen raus und rein rollen.

 

 

Hier die Konstruktion: Ich verband zwei Zweierkombinationen zu einem soliden Unterbau. Die Verbindungsstangen der Spiralen verband ich nur mit einer Querstange, die später belastet werden muss, da die Verbindungsstangen nur aufliegen. Beide Bilder zeigen den Zustand nach der Einpflanzung am 20.4.2017

 

 

 

Das Bild zeigt die Lore vor der großen Hitze 2018. Links vorne und rechts hinten hatte ich Johannisbeertomaten gesetzt, welche auch bei der Hitze reichen Ertrag brachten, während die anderen beiden hochgezüchteten Sorten sich bei der Hitze früh verabschiedeten. Die Sturmfestigkeit konnte ich nicht testen, da ein solcher nicht auftrat. Mit quer angebrachten Spanngurten dürften die Eimer aber kaum noch kippen können.

 

 

Einen weiteren Johannisbeertomatenstock habe ich in dem  Jahr als Hängetomaten  gezogen. Es sind wahre Aromabömbchen, die im Laden nicht unter 10 € /kg zu haben sind. Da sie Bodenauflieger sind und sich auf ein bis zwei qm ausbreiten, dort früh von Braunfäule heimgesucht werden, und mühsam abzuernten sind (man beachte die Menge), habe ich sie in eine breite Schale mit breitem gewelltem Rand eingepflanzt, von wo sie dann auf erhöhtem Platz herunterranken. Ein windgeschützter Platz beugt der Gefahr abzubrechen vor. Das Scheuern auf dem Rand verhindere ich durch fixierende Stöckchen.

 

 

 

 

 

 

Meine Tomatenlore in praktikabler Form 2019. Die Querstange habe ich mit einem Bleigewicht belastet, sodass die Konstruktion böentauglich geworden ist. Die gedrungen wachsende Tomate im Hintergrund ist eine Zitronentomate. Eine Tomate hat sich vorzeitig verabschiedet.

Aufnahme vom 31.7.19

 

 

 

 

 

2020

Mit dem frühen Abschied der 4. Tomate 2019 kündigte sich jetzt schon, wo die Konstruktion endlich perfekt ist, die nächste Katastrophe in diesem Jahr an, welche ich unter Gartendesaster schildere.

 

 

2021

Der Aufwand der Rollbrettkon-struktion scheint sich in diesem Jahr zu lohnen, und reichen Frucht-behang hervorzubringen. Die hefti-gen Böen in der Regen- und Gewitterzeit haben die Spiralen etwas windschief werden lassen, aber das System hat sich bewährt.

Die Stabilität der Lore habe ich im Verlauf verbessert. Im Bild links ist die Höhenbalance nicht optimal; ich habe eine 2. Querstange mit Bleigewicht an den Rohren direkt an den Spiralen angebracht, sodass oben ein stabiles Quadrat entsteht, das Sturmböhen abfedert.

Mitte Juli habe ich die Lore untergestellt, da die ersten Tomaten reiften. Blätter, welche kleine Flecken von Braunfäule zeigten, habe ich entfernt. Das 2. Bild ist vom 16.8., vorn und hinten ver-tauscht.

 

 

 

Im Jahr 2021 gab es viel Regen. Vor allem der fast tägliche Nieselregen setzte den Freilandtomaten in der Umgebung massiv mit Braunfäule zu. Aber auch ich bleibe wegen der hohen Luftfeuchtigkeit von Braun-fäule nicht ganz verschont, siehe das Blatt links. Die Coctail-Eiertomate, im 2. Bild vorne rechts (einen Monat später) zeigt Fäule seltsamerweise an den jüngeren Blättern, die ich entfernt habe. Die großen Blätter unten blieben bislang verschont, und sorgen für einen großen Ertrag. Alle anderen Stöcke haben nur geringen Befall, und haben schon eine reiche Ernte ermöglicht.

Nicht gepritzte Tomatenstöcke im Umkreis haben vor allem an dem fast täglichen Nieselregen gelitten, und lassen wegen Braunfäule nur kümmerlichen Ertrag zu. Vor allem die bei mir angeschlagenen Coctail-Eiertomaten sind neben anderen Totalausfälle.

                    (20.8.21)

 

 

 

 

Im August erreichten die Stöcke eine Höhe von 3 Metern und wurden zunehmend kopflastig. Da habe ich doch vergessen, die Töpfe rechtzeitig mit den Rollbrettern zu verspannen. Bei strahlendem Sonnenschein hat eine starke Böe Anfang September die Viererkonstruktion umgekippt. Der Schaden war durch die Konstruktion minimal, aber die Lore konnte ich nicht wieder aufbauen. 

Drei Töpfe mit mehreren Kilo Tomaten habe ich dann einzeln in der Pergola zur Nachreife untergebracht. Da werden sie noch im November mich versorgen.

 

Stimmt nicht: Die letzten nachgereiften aß ich an Weihnachten. Sie wurden erst Mitte Dezember rot.

 

 

 

 

Im Jahr 2022 bleiben die meisten Tomaten nach anfänglich erfolgreichem Start im Juli im Wuchs zurück. Ich führe das zurück auf die Tätigkeit von Engerlingen der Goldkäfer. Von denen fand ich in meinem Komposter nach Entfernung der Deckschicht etwa 100 Stück in allen Größen. Kein Wunder, dass die Tomaten kaum noch Früchte ansetzen.

Eine Seltsamkeit brachte die Tigerella hervor: eine Vierlingstomate.