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Hinweis:
Die Lehre des Hippokrates von den vier Temperamenten, welche seit etwa 23 Jahrhunderten in der Psycholo-gie herumgeistert, ohne dass ihre Gültigkeit weder wissenschaftlich bestätigt noch falsifiziert werden konnte, ist bis heute eine Vermutung, die der menschlichen Erkenntnisfähigkeit ihre Grenzen aufzeigt.
Das Instrumentarium der Wissenschaftler, bei dem der Befrager sich als Inquisitor dem Befragten überordnet, muss an dem Wall der Tabus scheitern, den unsere Zivilisation nicht ohne Grund um das Privatleben errichtet hat.
Die Prägungen der frühesten Kindheit können nur im tabuisierten Intimbereich ausgelebt werden. In der Gesellschaft würden sie Anstoß erregen.
Klarheit herrscht nur darüber, dass die Temperamente bei allen persönlichen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten allen übrigen sexuellen Bestimmungen von frühester Jugend an vorgelagert sind, und dass sie deshalb nicht heilbar sein können.
Wenn ich mir anmaße, einen stimmigen Denkansatz zur Lösung des Temperamenten-Rätsels als psychosex-uelle Wechselwirkung gefunden zu haben, so konnte mir das nur dadurch gelingen, dass ich keine Autoritäts-person war und bin, vielmehr (zum Glück) ein wenig erfolgreicher Künstler war, und die Tabu-Schranke bei befreundeten Paaren überwinden konnte, wobei mir das über Jahrzehnte hinweg verborgen blieb. Hätte ich schon damals ein Projekt daraus gemacht, wäre ich bei diesem Thema gescheitert.
Die Beschreibung sekundärer Charaktereigenschaften, bei denen das Paarungsverhalten und die primären gesellschaftlichen Verbindungen nicht vorkommen, ist meiner Ansicht nach reif für den Papierkorb. Dem steht entgegen, dass alle menschlichen Werte und Eigenschaften von allen Temperamenten besetzbar sein müssen, und auch besetzt werden, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß.
Hinweis: Die Abhandlung greift ein Thema auf, das ich wegen der sexuellen Implikationen und dem Tabu des Privatlebens nur reiferen Lesern, und solchen in einer Lebens- und Beziehungskrise empfehlen kann. Wer noch strampeln muss, damit die Milch der frommen Denkungsart zu Butter gerinnen möge, sollte seine Beziehungen und Illusionen damit besser nicht belasten. Es handelt sich um unerwünschte Erkenntnisse. Das ist auch der Grund, weshalb die Temperamententheorie bislang keine schlüssigen Ergebnisse zu Tage brachte.