Die Monster
Auch das Valle dei Mostri liegt in fotografisch ungünstiger Nordhanglage. Ich bin also wegen der Lichtverhältnisse mehrfach mit dem Fahrrad dorthin gefahren. Es handelt sich nicht um ein eigentliches Tal mit einem Wasserlauf, sondern vielmehr um eine abschüssige Mulde, in der die Vulkanasche liegenbleibt und der Regen schnell versickert. Sie endet steil abstürzend in ca. 20 bis 30 m Höhe.
Um dorthin zu kommen, fährt man zunächst auf der gerade ansteigenden Straße zum Vulcanello hoch, an hinter Mauern und Bäumen versteckten Villen vorbei, deren Eigentümer der Camorra angehören sollen (über deren Bedeutung auf der Insel ich mich später auslassen werde). Dann fährt man einen gewundenen Weg um den Vulcanello herum an Ginsterbüschen vorbei, und ist schon da.
Aus der Vulkanasche ragen die großen Lavabrocken heraus, die der Vulcanello ca. 120 v. Chr. explosiv auswarf und von der Erosion modelliert wurden. Der V. wirkt im Vergleich zum Gran Cratere eher putzig, auch der Krater ist kleiner und bewaldet, aber wenn man seine Basis in 500 m Meerestiefe bedenkt, hat er schon einiges hervorgebracht. Im Laufe des Nachmittags ist das Licht am günstigsten. Ich stelle jetzt die eindrucksvollsten Monster vor. Die meisten Aufnahmen sind von 1998/99.
Auch am Boden lassen sich mit viel Fantasie kleine Monster entdecken: Es sind die Spitzen von Lavabrocken, die aus der Asche auftauchen, sowie eine größere Platte, welche die Asche und Regen abgeschmirgelt hat.
Bei meinem letzten Aufenthalt waren die „Monster“ weitgehend zugewuchert.
Ich möchte noch bei dem Thema assoziativer vulkanischer Strukturen verharren und Aufnahmen aus dem Bereich des Ätna anfügen. Am Strand von Taormina fand ich größere Steine und Felsen, aus denen der Schwefel eine Farbensinfonie machte.
In Aci Castello verlaufen neuzeitliche Lavaströme an und in das Meer. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis sich dem träumerisch verharrenden Blick fremde Wesen zeigen, allerdings hier nur in Grautönen.